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Für Patient:innen und Angehörige

Hier finden Sie Informationen zu verschiedenen Krebsarten und deren Behandlung sowie hilfreiche Inhalte zum Thema Leben mit Krebs.

Multiples Myelom – Therapie

Nicht alle Patient:innen mit einem Multiplen Myelom müssen sofort behandelt werden.ONKOPEDIA Onkopedia-Leitlinie Multiples Myelom. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/multiples-myelom/@@guideline/html/index.html Stand Mai 2018 Abgerufen am 12.06.24

Therapie

Betroffene ohne Symptome müssen häufig nicht zwangsläufig sofort behandelt werden. Sie sollten jedoch regelmäßig untersucht werden, um bei Bedarf kurzfristig mit einer Therapie beginnen zu können.STIFTUNG DEUTSCHE KREBSHILFE Die blauen Ratgeber: Plasmozytom Multiples Myelom. Stand 4/2018. https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Plasmozytom-Multiples-Myelom_BlaueRatgeber_DeutscheKrebshilfe.pdf Abgerufen am 12.06.24
Nach Übereinkunft internationaler Expert:innen sollte eine Therapie eingeleitet werden, wenn eine symptomatische Erkrankung vorliegt. Das ist der Fall, wenn mindestens eines der CRAB-Kriterien erfüllt ist. Auch bei Vorhandensein eines der SLiM-Kriterien wird nach Meinung von Expert:innen die Einleitung einer Therapie empfohlen.ONKOPEDIA Onkopedia-Leitlinie Multiples Myelom. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/multiples-myelom/@@guideline/html/index.html Stand Mai 2018 Abgerufen am 12.06.24
Weitere Gründe für eine Behandlung:ONKOPEDIA Onkopedia-Leitlinie Multiples Myelom. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/multiples-myelom/@@guideline/html/index.html Stand Mai 2018 Abgerufen am 12.06.24

  • Dickflüssigkeit des Blutes (Hyperviskositätssyndrom)
  • Vorliegen von B-Symptomen
    • Gewichtsabnahme von mehr als 10 % in den letzten 6 Monaten
    • Nachtschweiß
    • Fieber mit Temperatur > 38,5° C ohne erkennbare Ursache
  • Andere Komplikationen, die durch Zurückdrängen der Myelom-Erkrankung gebessert werden können
  • Beschwerden, die zu einer Verschlechterung des Gesamtzustands der erkrankten Person führen würden, wenn sie nicht behandelt werden
  • Wiederkehrende schwere Infektionen

Ziel der Therapie ist die Vernichtung der Krebszellen. Da diese beim Multiplen Myelom im Knochenmark verteilt sind, kann man ein Multiples Myelom nicht mit einer Operation entfernen.
In Abhängigkeit vom Allgemeinzustand der erkrankten Person und des Krankheitsverlaufs kommen verschiedene Therapiemöglichkeiten infrage:ONKOPEDIA Onkopedia-Leitlinie Multiples Myelom. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/multiples-myelom/@@guideline/html/index.html Stand Mai 2018 Abgerufen am 12.06.24

Hochdosis-Chemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation

Sofern es der allgemeine Gesundheitszustand zulässt, wird beim Vorliegen eines behandlungsbedürftigen Multiplen Myeloms eine Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender autologer Stammzelltransplantation (SZT) angestrebt.KOMPETENZNETZ MALIGNE LYMPHOME Multiples Myelom. Therapie. https://lymphome.de/multiples-myelom/therapie/ Abgerufen am 12.06.24
Zunächst wird dabei eine sogenannte Induktionschemotherapie durchgeführt. Diese soll möglichst viele Krebszellen abtöten, ohne das Knochenmark und die darin enthaltenen Stammzellen zu schädigen. Dabei können verschiedene Wirkstoffkombinationen genutzt werden. Danach werden die Stammzellen für die spätere Stammzelltransplantation gesammelt. Die nun folgende Hochdosis-Chemotherapie soll alle Krebszellen und das Knochenmark der erkrankten Person zerstören. Nach Abschluss dieser Behandlung kann die Stammzelltransplantation erfolgen, die zuvor aus dem eigenen Knochenmark gewonnenen Zellen werden transplantiert. Meist wird eine sogenannte Erhaltungstherapie mit immunmodulatorischen Substanzen angeschlossen, die den Therapieerfolg stabilisieren soll.ONKOPEDIA Onkopedia-Leitlinie Multiples Myelom. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/multiples-myelom/@@guideline/html/index.html Stand Mai 2018 Abgerufen am 12.06.24 KOMPETENZNETZ MALIGNE LYMPHOME Multiples Myelom. Therapie. https://lymphome.de/multiples-myelom/therapie/ Abgerufen am 12.06.24 Zusätzlich kann vor der Erhaltungstherapie auch eine Konsolidierungstherapie mit verschiedenen Wirkstoffkombinationen erfolgen.

Hintergründe zur Chemotherapie allgemein sowie den typischen Nebenwirkungen und ihrer Behandlung finden Sie unter „Chemotherapie“. Mehr Informationen zur Stammzelltransplantation finden Sie unter „Knochenmark- und Stammzelltransplantation“.

Inhibitoren

Als Inhibitoren bezeichnet man pharmakologische Wirkstoffe, die bestimmte Funktionen von Zellen oder Enzymen hemmen oder blockieren können. In der Krebstherapie macht man sich dabei zunutze, dass Krebszellen in der Regel deutlich aktiver sind als gesunde Körperzellen. Myelomzellen zeichnen sich zum Beispiel dadurch aus, dass sie große Mengen funktionsloser Antikörper (Paraproteine) produzieren und eine hohe Teilungs- bzw. Wachstumsgeschwindigkeit haben. Dies kann man als Angriffspunkt für die Therapie nutzen.

Die Wirkstoffgruppe der Proteasom-Inhibitoren blockiert zum Beispiel die Funktion der Proteasomen. Proteasomen sind Strukturen in Zellen, die eine wichtige Rolle bei der Entsorgung von Eiweißmolekülen spielen. In Myelomzellen sind die Proteasomen besonders aktiv, da sie im Vergleich zu gesunden Zellen viel mehr Eiweiße produzieren. Proteasom-Inhibitoren zielen darauf ab, dass die Myelomzellen nicht mehr wachsen und schließlich absterben.KREBSINFORMATIONSDIENST Zielgerichtete Krebstherapien. https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/gezielte-krebstherapie.php Abgerufen am 12.06.24 Proteasom-Inhibitoren werden häufig in Kombination mit anderen Substanzen eingesetzt.
Ein weiteres Beispiel ist die Hemmung des Proteins XPO1. Es wird von Krebszellen produziert und schützt sie vor der Wirkung von anderen Proteinen, die normalerweise das Wachstum von Krebszellen bekämpfen. Wird XPO1 in Krebszellen medikamentös blockiert, führt dies zum Absterben der Krebszellen.EUROPEAN MEDICINES AGENCY Blenrep. https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/blenrep Abgerufen am 12.06.24
Außerdem gibt es auch Wirkstoffe, welche die Zellteilung und das Wachstum von Zellen behindern. Hier ist zum Beispiel die Gruppe der sogenannten HDAC-Inhibitoren zu nennen. Sie hemmen die Aktivität von bestimmten Enzymen, den sogenannten Histon-Deacetylasen (HDAC).ONKOPEDIA Onkopedia-Leitlinie Multiples Myelom. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/multiples-myelom/@@guideline/html/index.html Stand Mai 2018 Abgerufen am 12.06.24 Dadurch werden die Teilung und das Wachstum von Tumorzellen unterdrückt.

Immunmodulatoren

Immunmodulatoren sind Medikamente, die das Immunsystem beeinflussen und dadurch Myelomzellen bekämpfen. Ihre Wirkung beruht auf verschiedenen Eigenschaften. Im Fall des Wirkstoffs Lenalidomid sind dies beispielsweise unter anderem die Hemmung der Proliferation bestimmter hämatopoetischer Tumorzellen sowie die Stimulation von T-Zellen und natürlichen Killerzellen.ONKO-INTERNETPORTAL Lenalidomid. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/wirkstoff-glossar/lenalidomid.html Abgerufen am 12.06.24

Immunmodulatoren wie Pomalidomid und Lenalidomid haben sich bei der Behandlung des Multiplen Myeloms als wirksam erwiesen und werden häufig in Kombination mit anderen Substanzen eingesetzt.KOMPETENZNETZ MALIGNE LYMPHOME Multiples Myelom. Therapie. https://lymphome.de/multiples-myelom/therapie/ Abgerufen am 12.06.24 ONKO-INTERNETPORTAL Therapie und Nachsorge des Multiplen Myeloms. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/multiples-myelom-plasmozytom-morbus-kahler/therapie.html Abgerufen am 12.06.24

Antikörper-Therapie

Zur Bekämpfung von Krebszellen können auch bestimmte Antikörper genutzt werden. Bei Menschen mit Multiplem Myelom werden hierfür beispielsweise Antikörper gegen Proteine wie SLAMF7 oder CD38 eingesetzt.ONKOPEDIA Onkopedia-Leitlinie Multiples Myelom. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/multiples-myelom/@@guideline/html/index.html Stand Mai 2018 Abgerufen am 12.06.24 Anti-CD38-Antikörper werden häufig in Kombination mit anderen Substanzen eingesetzt. Man wählt diese Proteine aus, da sie sich in großer Menge auf der Oberfläche von Myelomzellen finden. Die Antikörper können sich an die Oberflächenproteine binden und je nach Art verschiedene Wirkungen haben. Eine Möglichkeit ist, dass die Antikörper die natürlichen Killerzellen des Immunsystems aktivieren. Diese zerstören daraufhin die markierten Myelomzellen. Eine weitere Möglichkeit ist, dass die Antikörper in den Krebszellen ein „Selbsttötungsprogramm“ (Apoptose) auslösen und diese so zerstören.

Antikörper-Drug-Konjugate

Es existieren auch Antikörper, die mit pharmazeutischen Wirkstoffen gekoppelt sind (wie „bewaffnete Antikörper“), sogenannte Antikörper-Drug-Konjugate (ADCs). Diese ADCs können Myelomzellen ebenfalls an bestimmten Proteinen auf ihrer Oberfläche erkennen und sich an diese binden. Nach der Bindung wird der gekoppelte pharmazeutische Wirkstoff in die Myelomzelle eingeschleust. Dieser Wirkstoff tötet die Zellen, indem er ihre Fähigkeiten hemmt, zu wachsen und sich zu teilen. Auch diese ADCs aktivieren zugleich das Immunsystem zu einer Reaktion gegen die Myelomzellen.
Die Behandlung mit Antikörpern gehört zu den sogenannten Immuntherapien bzw. immunonkologischen Therapien. Mehr Informationen dazu finden Sie unter „Immunonkologische Therapie“.

Bispezifische Antikörper gegen BCMA und GPRC5D

Durch die Identifikation neuer myelomspezifischer Antigene wie BCMA und GPRC5D eröffnen sich weitere Möglichkeiten für gezielte Therapien. Bispezifische Antikörper binden gleichzeitig an zwei verschiedene Antigene - in diesem Fall an ein spezifisches Antigen auf Myelomzellen und gleichzeitig an den CD3-Rezeptor auf CD3-positiven T-Zellen. Aufgrund dieser, durch den bispezifischen Antikörper vermittelten engen Verbindung von Myelom- und T-Zelle wird die CD3-positive T-Zelle aktiviert und greift die Myelomzelle an.

CAR-T-Zell-Therapie

Inzwischen stehen Zelltherapien für die Behandlung von Patient:innen mit Multiplem Myelom zur Verfügung, die auf herkömmliche Therapien nicht, nur unzureichend oder gar nicht mehr ansprechen bzw. die Unverträglichkeiten gegenüber diesen Therapien zeigen.DER INTERNIST, SPRINGER MEDIZIN VERLAG Zhou X, Einsele H, Danhof S. CAR-T-Zell-Therapie beim multiplen Myelom [CAR T-cell therapy for multiple myeloma]. Internist (Berl). 2021;62(6):605-610. doi:10.1007/s00108-021-01043-8 Hierbei werden als T-Zellen bezeichnete eigene Immunzellen der Patient:innen im Labor gentechnisch so verändert, dass sie Myelomzellen erkennen und direkt angreifen. Die T-Zellen der Patient:innen werden dabei mit einem Andockmolekül ausgestattet, das als CAR (chimärer Antigenrezeptor) bezeichnet wird und gegen das Antigen BCMA (B-Zell-Reifungsantigen) gerichtet ist. Dieses Antigen ist auf der Oberfläche bösartig veränderter Plasma- bzw. Myelomzellen vorhanden.DER INTERNIST, SPRINGER MEDIZIN VERLAG Zhou X, Einsele H, Danhof S. CAR-T-Zell-Therapie beim multiplen Myelom [CAR T-cell therapy for multiple myeloma]. Internist (Berl). 2021;62(6):605-610. doi:10.1007/s00108-021-01043-8 Die CAR-T-Zellen sind somit nun in der Lage, BCMA auf den Myelomzellen zu finden und diese abzutöten.
Auch dieser Behandlungsansatz wird zu den Immuntherapien bzw. immunonkologischen Therapien gezählt.

Allogene Stammzelltransplantation

Wenn es nach ein- oder mehrfach durchgeführter autologer Stammzelltransplantation beim Multiplen Myelom zu einem Krankheitsrückfall (Rezidiv) gekommen ist, kann eine allogene Stammzelltransplantation eingesetzt werden.KOMPETENZNETZ MALIGNE LYMPHOME Multiples Myelom. Therapie. https://lymphome.de/multiples-myelom/therapie/ Abgerufen am 12.06.24 Dabei erhält die erkrankte Person gesunde und möglichst kompatible gespendete Stammzellen eines anderen Menschen. Mehr zur Durchführung einer Stammzelltransplantation lesen Sie unter „Knochenmark- und Stammzelltransplantation“.

Lokale Bestrahlung

Die Krebszellen beim Multiplen Myelom reagieren empfindlich auf ionisierende Strahlung. Das bedeutet, dass sie durch eine Strahlentherapie bekämpft werden können. In der Regel wird eine Strahlentherapie empfohlen, wenn lokale Schädigungen der Knochen drohen oder bereits vorliegen. Knochenschmerzen, die von einem Ort ausgehen, können so ebenfalls behandelt werden. Und auch bei Tumoren außerhalb des Knochenmarks (extramedulläre Plasmazelltumoren) oder bei solitären Plasmozytomen kommt diese Behandlung infrage.EUROPEAN MEDICINES AGENCY Blenrep. https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/blenrep Abgerufen am 12.06.24

Supportive Therapien

Menschen mit einem Multiplen Myelom leiden oft unter Begleitsymptomen. Zu diesen gehören AnämienThrombozytopenienLeukopenien und Knochenschäden. Diese Begleitsymptome können mit passenden Therapien behandelt werden.ZENTRUM FÜR KREBSREGISTERDATEN Krebs in Deutschland für 2015/2016, 12. Ausgabe, korrigierte Fassung vom 17.08.2020. https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/6012.3/krebs_in_deutschland_2019_2.pdf Abgerufen am 12.06.24 So kann zum Beispiel bei einer Anämie die Blutbildung durch eine Behandlung mit dem Hormon Erythropoetin (EPO) gefördert werden. Zur Vermeidung oder Linderung von Knochenschäden werden sogenannte Bisphosphonate eingesetzt.