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T.0800 075 2002

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Für Patient:innen und Angehörige

Hier finden Sie Informationen zu verschiedenen Krebsarten und deren Behandlung sowie hilfreiche Inhalte zum Thema Leben mit Krebs.

Erkrankung

Unter Darmkrebs werden zwei Formen von Krebs zusammengefasst. Je nachdem wo sich der Tumor befindet, wird unterschieden zwischen Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) und Enddarmkrebs (Mastdarmkrebs oder Rektumkarzinom). Da sich die beiden Tumorarten jedoch in vielerlei Hinsicht ähneln, werden sie oft als „kolorektale Karzinome“ zusammengefasst. Hiervon abzugrenzen sind Dünndarmkrebs und Analkrebs, die an dieser Stelle nicht weiter erläutert werden sollen.

Etwa jede 8. Krebserkrankung von Frauen und Männern in Deutschland betrifft den Darm.ROBERT KOCH-INSTITUT Darmkrebs. Krebs in Deutschland für 2019/2020 14. Ausgabe, Berlin 2023 S. 38-41

Im Jahr 2020 erkrankten etwa 30.530 Männer und 24.240 Frauen an Darmkrebs. Damit ist Darmkrebs derzeit bei Männern die dritthäufigste und bei Frauen die zweithäufigste Tumorart hierzulande. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 71 Jahren bei Männern und bei 74 Jahren bei Frauen.ROBERT KOCH-INSTITUT Darmkrebs. Krebs in Deutschland für 2019/2020 14. Ausgabe, Berlin 2023 S. 38-41

In den letzten zehn Jahren konnte ein Rückgang in den altersstandardisierten Sterberaten beobachtet werden. Die relativen 5-Jahres-Überlebensraten mit Darmkrebs liegen für Frauen und Männer bei 66 % bzw. 64 %.ROBERT KOCH-INSTITUT Darmkrebs. Krebs in Deutschland für 2019/2020 14. Ausgabe, Berlin 2023 S. 38-41

Entstehung

Polypen

Polypen sind gutartige Wucherungen der Darmschleimhaut, die sich an der Darmwand bilden und ins Darminnere hineinragen. Sie sind die häufigste Vorläuferstufe von Darmkrebs. Feingeweblich (histologisch) gehören Polypen meist zur Gruppe der Adenome, die zunächst gutartig sind. Wenn Adenome jedoch weiterwachsen, können sie sich zu Darmkrebs entwickeln. Das dauert in der Regel viele Jahre. Dieser Vorgang wir auch als Adenom-Karzinom-Sequenz beschrieben.ROBERT KOCH-INSTITUT Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebsgeschehen/Krebsgeschehen_node.html  POSSINGER K, EUCKER J, REGIERER AC. Facharztwissen Hämatologie Onkologie. Urban & Fischer in Elsevier; 2017

Beim familiären Polyposis-Syndrom, einer angeborenen genetischen Erkrankung, kommt es bereits in einem jungen Lebensalter zu sehr vielen Polypen im Darm, die ein hohes Risiko zur bösartigen Entartung haben. Diese Patient:innen bedürfen deswegen einer besonderen Überwachung und falls erforderlich eine frühzeitige Therapie.DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HÄMATOLOGIE UND MEDIZINSCHE ONKOLOGIE E. V. (DGHO) Onkopedia Leitlinie Kolonkarzinom. Stand Oktober 2018. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/kolonkarzinom/@@guideline/html/index.html DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HÄMATOLOGIE UND MEDIZINISCHE ONKOLOGIE E. V. (DGHO) Onkopedia Leitlinie Rektumkarzinom. Stand Oktober 2018. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/rektumkarzinom/@@guideline/html/index.html LEITLINIENPROGRAMM ONKOLOGIE (DEUTSCHE KRESBGESELLSCHAFT - DEUTSCHE KREBSHILFE - AWMF) S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom. Version 2.1, 01/2019, AWMF Registernummer: 021/007OL. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/kolorektales-karzinom/

Mikrosatelliteninstabilität (MSI)

Eine weitere Möglichkeit, wie Darmkrebs entstehen kann, ist die sogenannte „Mikrosatelliteninstabilität“. Die Mikrosatelliteninstabilität entsteht durch Fehler im DNA-Reparatursystem der Zelle. In gesunden Zellen erkennt das DNA-Reparatursystem während der Zellteilung Fehler in der DNA-Kopie und kann diese ausbessern. Ist das Reparatursystem jedoch wie im Falle der Mikrosatelliteninstabilität defekt, werden Fehler in der DNA-Kopie nicht erkannt und es kommt zu einer Anhäufung von Genveränderungen (Mutationen). Dies kann unter anderem dazu führen, dass die Tumorzellen vom Immunsystem nicht als fehlerhafte Zellen erkannt werden und sich deswegen ungehindert vermehren können.

Um eine Mikrosatelliteninstabilität festzustellen, werden ausgewählte Regionen im Erbgut der Tumorzellen, die Mikrosatelliten genannt werden, analysiert und mit dem Erbgut aus gesunden Zellen des Patient:innen verglichen.LEITLINIENPROGRAMM ONKOLOGIE (DEUTSCHE KRESBGESELLSCHAFT - DEUTSCHE KREBSHILFE - AWMF) S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom. Version 2.1, 01/2019, AWMF Registernummer: 021/007OL. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/kolorektales-karzinom/ KREBSINFORMATIONSDIENST Darmkrebs: Aktueller Stellenwert der Immuntherapie. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2018/fk08-immuntherapie-bei-darmkrebs.php

Bei bis zu 80 % der Patient:innen, die an einem sogenannten hereditären nicht-polypösen Kolonkarzinom-Syndrom (auch als Lynch-Syndrom bezeichnet) mit einer angeborenen genetischen Veränderung des DNA-Reparatursystems leiden, ist eine Mikrosatelliteninstabilität zu finden.FREY D. Mikrosatelliteninstabilität beim kolorektalen Karzinom. swiss knife. 2016;1:4-6  Das Risiko, dass Zellen entarten und Darmkrebs, aber auch Krebs in anderen Organen, zum Beispiel der Gebärmutter (Endometriumkarzinom) oder Eierstock (Ovarialkarzinom), entsteht, ist bei dieser Erkrankung erhöht.FREY D. Mikrosatelliteninstabilität beim kolorektalen Karzinom. swiss knife. 2016;1:4-6

Da das Vorliegen einer Mikrosatelliteninstabilität Auswirkungen auf die Prognose sowie Wahl der Behandlung haben kann, können Patient:innen im Rahmen der Diagnostik darauf untersucht werden.DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HÄMATOLOGIE UND MEDIZINSCHE ONKOLOGIE E. V. (DGHO) Onkopedia Leitlinie Kolonkarzinom. Stand Oktober 2018. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/kolonkarzinom/@@guideline/html/index.html DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HÄMATOLOGIE UND MEDIZINISCHE ONKOLOGIE E. V. (DGHO) Onkopedia Leitlinie Rektumkarzinom. Stand Oktober 2018. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/rektumkarzinom/@@guideline/html/index.html

Risikofaktoren

Eine Reihe von Faktoren können das Risiko für Darmkrebs erhöhen. Dazu gehören vor allem:DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HÄMATOLOGIE UND MEDIZINSCHE ONKOLOGIE E. V. (DGHO) Onkopedia Leitlinie Kolonkarzinom. Stand Oktober 2018. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/kolonkarzinom/@@guideline/html/index.html DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HÄMATOLOGIE UND MEDIZINISCHE ONKOLOGIE E. V. (DGHO) Onkopedia Leitlinie Rektumkarzinom. Stand Oktober 2018. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/rektumkarzinom/@@guideline/html/index.html

  • Lebensstil und Ernährung

    • Rauchen

    • Übergewicht

    • Bewegungsmangel

  • Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch, ballaststoffarme Ernährung

  • Familiär gehäufter Darmkrebs oder Darmkrebs bei Verwandten
    1. Grades vor dem 50. Lebensjahr

  • Langjährige chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie zum Beispiel Colitis ulcerosa

  • Genetische Krankheitsbilder
    (ca. 3 % aller Darmkrebs-Neuerkrankungen):DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HÄMATOLOGIE UND MEDIZINSCHE ONKOLOGIE E. V. (DGHO) Onkopedia Leitlinie Kolonkarzinom. Stand Oktober 2018. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/kolonkarzinom/@@guideline/html/index.html DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HÄMATOLOGIE UND MEDIZINISCHE ONKOLOGIE E. V. (DGHO) Onkopedia Leitlinie Rektumkarzinom. Stand Oktober 2018. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/rektumkarzinom/@@guideline/html/index.html Zu den häufigsten Formen zählen

    • Familiäre Polyposis-Syndrome, z. B. familiäre adenomatöse Polyposis (FAP), bei der eine Vielzahl von Adenomen (> 100), auftritt. Aufgrund der großen Anzahl von Adenomen liegt das Risiko, ein Karzinom zu entwickeln, bei nahezu 100 %HEROLD G, (HRSG) Innere Medizin. Gerd Herold; 2021 WEITZ J, KOCH M, DEBUS J, HÖHLER T, GALLE PR, BÜCHLER MW Colorectal cancer. Lancet. 2005;365(9454):153-65. doi:10.1016/s0140-6736(05)17706-x. Abgerufen am 12.06.2024. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15639298/

    • Hereditäres nicht-polypöses Kolonkarzinom-Syndrom (HNPCC oder Lynch-Syndrom). Das Lebenszeitrisiko für die Entstehung von Darmkrebs liegt hier bei etwa 50 – 70 %HEROLD G, (HRSG) Innere Medizin. Gerd Herold; 2021

Früherkennung

Durch die Entfernung der Polypen (Polypektomie) im Rahmen einer Darmspiegelung (Koloskopie) kann die Entartung zu Dickdarmkrebs verhindert werden.

Wenn keine besonderen Risikofaktoren wie entzündliche Darmerkrankungen oder erbliche Erkrankungen, die das Darmkrebsrisiko erhöhen, vorliegen, sollten Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren zweimal im Abstand von zehn Jahren eine Koloskopie durchführen lassen. Auch kann ein Test auf Blut im Stuhl (FOBT) zur Früherkennung von Darmkrebs beitragen.DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HÄMATOLOGIE UND MEDIZINSCHE ONKOLOGIE E. V. (DGHO) Onkopedia Leitlinie Kolonkarzinom. Stand Oktober 2018. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/kolonkarzinom/@@guideline/html/index.html DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HÄMATOLOGIE UND MEDIZINISCHE ONKOLOGIE E. V. (DGHO) Onkopedia Leitlinie Rektumkarzinom. Stand Oktober 2018. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/rektumkarzinom/@@guideline/html/index.html BUNDESGESUNDHEITSMINISTERIUM Krebsfrüherkennung. 03.02., 2021 Abgerufen am 12.06.2024. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/krebsfrueherkennung.html

Symptome

In frühen Stadien verursacht Darmkrebs meist keine Beschwerden oder Schmerzen, sodass sich die Erkrankung oft lange nicht bemerkbar macht.

Mögliche Warnzeichen können sein:DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HÄMATOLOGIE UND MEDIZINSCHE ONKOLOGIE E. V. (DGHO) Onkopedia Leitlinie Kolonkarzinom. Stand Oktober 2018. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/kolonkarzinom/@@guideline/html/index.html DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HÄMATOLOGIE UND MEDIZINISCHE ONKOLOGIE E. V. (DGHO) Onkopedia Leitlinie Rektumkarzinom. Stand Oktober 2018. Abgerufen am 12.06.2024. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/rektumkarzinom/@@guideline/html/index.html

  • Veränderungen der Stuhlgewohnheiten, vor allem ein Wechsel zwischen Verstopfung (Obstipation) und Durchfall (Diarrhoe)

  • Blut im Stuhl

  • Krampfartige Bauchschmerzen und wiederholt einsetzender zwingender Stuhldrang, häufig ohne Stuhlentleerung

  • Blutarmut (Anämie) durch unerkannte, nicht sichtbare (okkulte) Tumorblutungen

  • Gewichtsverlust

  • Gelbsucht (Ikterus) und Leberinsuffizienz bei Lebermetastasierung

  • Husten und Dyspnoe bei Lungen- oder Pleurametastasen

  • Knochenschmerzen bei Skelettmetastasen oder neurologische Symptome bei zerebraler Metastasierung (selten)