Im Folgenden haben wir einige häufig auftretende Nebenwirkungen bei Patient:innen mit Lungen- und Pleuratumoren, mögliche Ursachen und unterstützende Pflegeempfehlungen zusammengefasst. Weitere ärztliche Behandlungsmöglichkeiten sind hier nicht aufgeführt.
Hautveränderungen
Hautprobleme wie Hautausschlag, teils starker und quälender Juckreiz sowie Rötungen sind bei Krebspatient:innen keine Seltenheit. Viele Patient:innen leiden sehr unter diesen Nebenwirkungen, da sie auch oft für andere Menschen sichtbar sind. Als Ursache sind in den meisten Fällen die Krebstherapie mit Chemotherapeutika, Immuntherapien und die Strahlentherapie (Strahlendermatitis) anzusehen.
Pflegehinweise bei Ausschlag (Exanthem) und Juckreiz
- Reizstoffe, wie raue Kleidung oder Reinigungsmittel sowie Sonnenlicht meiden (auch Solarien) und lichtundurchlässige Bekleidung verwenden
- Sonnencreme (mind. LSF 30) auf sichtbarer Haut auftragen
- Nicht lange baden, nur kurz und lauwarm duschen und anschließend eincremen
- Haut vorsichtig mit Handtuch abtupfen
- Milde, medizinisch getestete Hautpflegemittel verwenden, die frei von Duftstoffen sind
- Keine Nassrasur
- Keine zu enganliegende Kleidung tragen
- Eincremen der Haut mindestens zweimal am Tag mit Cremes/Lotionen, die 5 % bis 10 % Harnstoff (Urea) enthalten (feuchtigkeitsbindend)
- Bei trockener Haut rückfettende Substanzen wie Salben verwenden
Pflegehinweise bei nässender Haut
- Auf Luftzufuhr und Trockenheit achten
- Haut überschüssige Feuchtigkeit entziehen, z. B. durch Waschungen, Auflagen mit geeigneten Tees aus der Apotheke, wie Salbeiblätter oder Ringelblume (Vorsicht bei Allergie gegen Korbblütler) oder mit gerbstoffhaltigen Badezusätzen oder Schwarztee
Pflegehinweise bei entzündlicher Haut
- Waschungen bzw. Auflagen mit Stiefmütterchenkraut sowie Ringelblume, Gänseblümchen und Kamillenblüten (Vorsicht bei Allergie gegen Korbblütler)
- Quarkkompressen
Schleimhautentzündung
Schleimhautentzündungen und -trockenheit betreffen vor allem Mund (Stomatitis), Rachen, Speiseröhre und den gesamten Magen-Darm-Trakt, aber auch die Schleimhäute von Blase, Genitalien und des Afters sowie die Bindehäute der Augen können betroffen sein (Mukositis). Ursache ist die Schädigung von Schleimhautzellen durch eine Chemotherapie, eine immunonkologische Therapie oder eine Strahlentherapie. Krebspatient:innen können außerdem aufgrund ihres geschwächten Immunsystems anfälliger für Infektionen sein, die mit einer Schleimhautentzündung einhergehen können. In der Folge kann es zu Schmerzen beim Sprechen, Schlucken und bei der Nahrungsaufnahme kommen, was im Weiteren schnell zu einer Mangelernährung führen kann.
Pflegehinweise bei Stomatitis
Wichtig ist die Motivation zu einer sorgfältigen Mundhygiene, um Schäden an Zähnen und Zahnfleisch so gering wie möglich zu halten und Infektionen zu verhindern.
Patient:innen sollten
- mindestens 2x täglich mit einer weichen Zahnbürste und fluoridhaltiger Zahncreme die Zähne putzen sowie bei starken Zungenbelägen einen Zungenschaber verwenden
- möglichst einmal täglich die Zahnzwischenräume mit speziellen Bürsten oder Zahnseide reinigen
- antiseptische Mundspüllösungen (z. B. Salzlösungen, Kamille, Salbei oder Myrrhe) oder entsprechende Lutschtabletten anwenden
- bei Bedarf schmerzstillende Gele oder betäubend wirkende Lösungen auf die Schleimhaut auftragen, Eiswürfel lutschen
- weiche und lauwarme Speisen zur Erleichterung der Nahrungsaufnahme zu sich nehmen
- Rauchen, Alkohol, sehr scharfe, heiße oder saure Getränke und Speisen vermeiden
- ausreichend trinken, um der Mundtrockenheit vorzubeugen
- falls erforderlich verordnete Speichelersatzmittel verwenden
Durchfall
Von Durchfall (Diarrhoe) spricht man, wenn mindestens drei „ungeformte“ Stuhlgänge pro Tag abgesetzt werden, der Wassergehalt > 75 % beträgt oder das Stuhlgewicht pro Tag 250 g übersteigt.
Durchfälle können durch Entzündungen der Darmschleimhaut (Kolitis), ausgelöst durch die Chemotherapie, die immunonkologische Therapie, die Strahlentherapie, die Einnahme von Antibiotika oder im Rahmen von Magen-Darm-Infektionen (z. B. Rotavirus, Clostridien) verursacht werden. Mögliche Folge von Durchfall sind große Verluste von Flüssigkeit und Elektrolyten, wodurch es schnell zu einer Dehydratation kommen kann.
Pflegehinweise bei Durchfall
- Viel salz- und kohlenhydratangereicherte Flüssigkeit (Zucker, kein Süßstoff) trinken, wie Brühen, gesüßte Tees oder stilles Mineralwasser
- Fett-, ballaststoff- und laktosearme Ernährung
- Stopfende Lebensmittel, wie Banane, gekochte Karotten, Weißbrot, Schwarztee und dunkle Schokolade verzehren
- Häufige und kleine Mahlzeiten
- Wärme zur Linderung von schwachen Bauchkrämpfen
- Empfehlungen für Schutzeinlagen und Hautpflege im Analbereich
Dyspnoe (Atemnot)
Chronischer und hartnäckiger, meist trockener Husten, der manchmal auch von Atemnot (Dyspnoe) begleitet wird, kostet die Betroffenen viel Kraft und kann im Alltag sehr belastend sein. Ursache kann, neben der Tumorerkrankung selbst bzw. dem Verlust von Lungengewebe, eine Reizung der Lunge (Pneumonitis) sein, zum Beispiel durch die Strahlentherapie, eine Chemotherapie oder die immunonkologische Therapie. Aber auch eine Bronchitis kann in Frage kommen. Abzugrenzen von Reizungen der Bronchien und der Lunge sind Lungenentzündungen durch Infektionen (Pneumonie).
Pflegehinweise bei Atembeschwerden
- Erfassung durch subjektive Patientenbeurteilung (Erleben, Belastung, Alltagsbeeinträchtigung)
- Informationsgespräche zur Atemnot
- Anwendung allgemeiner Maßnahmen
- Beruhigung/Entspannung (z. B. ASE, atemstimulierende Einreibung, Handmassage)
- Atemübungen
- Kühlung des Gesichts
- Bei Atemnot Einsatz eines Stand- bzw. Handventilators, der sanft in das Gesicht bläst oder Fenster/Türen öffnen
- Auf Körperhaltungen achten, in denen eine bessere Atmung möglich ist, z.B. im Stuhl mit Armlehnen sitzen
- Ausreichend Pause zwischen körperlichen Aktivitäten
- Angebot von Hilfsmitteln zur Unterstützung der Mobilität, z. B. Rollator
- Physiotherapeutische Mitbehandlung bedenken für:
- Atemtraining, atemerleichternde Stellungen, Lippenbremse, Kontaktatmung, Abhustetechniken oder
- Erlernen von Techniken, um beim Treppensteigen nicht in Atemnot zu kommen
- Lagerungstechniken nutzen z. B. Oberkörperhoch- oder Halbmondlagerung bzw. vorgelehnte Position im Sitzen („Kutschersitz“)
- Unterstützung beim Abhusten und angepasste Mundpflege bei Mundtrockenheit
Erschöpfung (Fatigue)
Starke, anhaltende Müdigkeit und Abgeschlagenheit (Fatigue) können bei fortgeschrittener Tumorerkrankung oder während und nach einer immunonkologischen, einer Chemo- oder einer Strahlentherapie auftreten. Eine Fatigue wird häufig durch weitere Komplikationen der Erkrankung oder Therapie mitverursacht. Dazu zählen Stoffwechselerkrankungen (z. B. Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Diabetes mellitus), Übelkeit und Erbrechen, Entzündungen, Infektionen, psychische Belastungen (Angst, Depression, Stress), Schlafstörungen, Mangelernährung und Mangel an körperlicher Bewegung.
Pflegehinweise bei Fatigue
- Beratung/Informationen über Fatigue, um diese zu verstehen, ihr vorzubeugen und eine Chronifizierung zu vermeiden
- Aktivitäten beibehalten, sich regelmäßig bewegen, z. B. (zügig) spazieren gehen, schwimmen oder Fahrrad fahren
- Kontrolliertes, möglichst angeleitetes Ausdauer- und Krafttraining mit moderater Anstrengung nach vorheriger ärztlicher Beratung
- Beschäftigung mit etwas, das Freude bereitet
- Achtsamkeitsbasierte Maßnahmen (Mind-Body-Verfahren) zur Stressreduktion, z. B. Yoga, Meditation, Entspannungsverfahren oder autogenes Training
- Genügend Schlaf und gute Schlafhygiene (feste Schlafens- und Aufstehzeiten einhalten, abends keine koffein- oder alkoholhaltigen Getränke)
- Tagsüber regelmäßige Pausen, am Tag jedoch nicht länger als 45 Minuten am Stück schlafen, damit der Tag-Nacht-Rhythmus erhalten bleibt
- Energie gut einteilen, anstrengende Aktivitäten in der Tageszeit planen, in der am meisten Kraft und Energie vorhanden ist, Prioritäten setzen und auch angenehme Aktivitäten planen
- Organisation zusätzlicher Unterstützung für den Haushalt
- Gesunde Ernährung mit ausreichender Nährstoffzufuhr
- Regelmäßige Lichttherapie bei 10.000 Lux für 30 – 90 Minuten